Donnerstag, 19. Juni 2014

LOST

Verlassen, von allem abgeschnitten und abgetrennt. Das Herz in Scherben. Trauer die einen erdrückt. Wer kennt sie nicht diese Tage? Wer kennt nicht die Momente, welche so schmerzen, dass einem die Luft weg bleibt und es nichts mehr zu sagen gibt, weil die Zunge lahm und das Sprachzentrum kein Futter mehr hat? Wenn das Leben zur unlösbaren Aufgabe wird, wenn die Gedanken nicht mehr frei und unabhängig in schönen Erinnerungen verweilen können, wenn alles, was einen glücklich macht gerade unerreichbar scheint... Verzweifelter Wille sich wieder aufzurichten, undankbare Hoffnung, die einem total überflüssig erscheint. Überflüssig wie man selbst. Wow. Hoffentlich liest meine Therapeutin diese Sätze nicht, die würde mich wahrscheinlich gleich einliefern lassen. Und um ehrlich zu sein, den Gedanken hatte ich auch schon. Nicht, dass ich in irgendeiner Weise suizidgefährdet wäre. Nein! Auf keinen Fall, ich lege mich doch nicht für Unmengen an Geld aufs Sofa um dann doch die Abkürzung aus dem Leben zu nehmen. Nein, nein, da bin ich sicherlich zu pragmatisch dafür. Aber ich würde derzeit sehr gerne in eine "Herzheil-Anstalt" gehen. Wäre doch klasse, morgens, mittags und abends ein Antibiotika gegen seelische Herzentzündung zu bekommen. Nach dem Frühstück eine 2-stündige Herzheilsitzung zu haben, das Mittagessen versehen mit Lebensfreudezutaten stärkt einen für das nachmittägliche Herzmuskelaufbauprogramm. Nach dem Kaffee mit Liebe gemacht am späten Nachmittag ein leichtes Selbstliebe-Spinning. Dann ab in die Selbstbewusstseins-Sauna und am Abend dann ein Essen mit einer großen Protion Freude, Vertrauen und Positiven Denken. Ich bin davon überzeugt, wenn die Krankenkassen statt für Unmengen an Antidepressiva lieber einmal für diese Art der Behandlung ihre Geldbeutel öffnen würden, wahre Heilung möglich wäre. So abgedroschen es vielleicht klingen mag, aber das Herz lässt sich nicht von einer Pille täuschen. Die Seele hat keine Verwendung für pharmazeutische Produkte, welche sie stumpf und gefühlsarm werden lassen. Jeder seelische Schmerz ist Ausdruck für eine Situation, die gesehen werden möchte, die sich Gehör verschafft um da sein zu dürfen. Erst einmal nicht mehr. Die Trauer, die negative Erfahrung, der Schmerz, oder wie man es auch nennen möchte, will seine Daseinsberechtigung haben! Denn nur wenn ich meine Verzweiflung existent sein lasse, gebe ich der Hoffnung eine Chance sich realistisch zu zeigen. Was also machen, wenn der Ausweg nicht zu leben scheint? Ich für meinen Teil setze mich an den Computer und schreibe einen (mehr oder weniger) guten Blogg. Oft muss ich mich dazu zwingen, weil mit jedem geschriebenen Wort, gebe ich meinem gebrochenen Herzen, meiner Trauer, Verzweiflung oder Wut mehr Platz im Hier und Jetzt. Die Themen sind wie ich nicht neu. Es geht immer wieder um Liebe, Anerkennung, Wertschätzung, Vertrauen, Familie und Freundschaft. Oft bin ich mit dem einen Thema durch, kommt auch schon das nächste und möchte sich das Herz ausschütten. Manchmal sehe ich vor lauter Herzausschütterei die anderen Teile meines komplexen Lebens garnicht. Denn es ist ja nie, alles schlimm! Es gibt sicher Zeiten, da kommt die LIebe Hand in Hand mit dem Familienproblem an und berichtet über schwarze Taten und Tage. Aber diesen beiden steht dann oft die Freundschaft gegenüber und zeigt, dass wenn die Liebe gerade nicht im Partner zu finden ist, oder die Familie nicht bei Vater und Mutter ihr zu Hause hat, die Freudschaft doch beides vereint und beheimatet. Den Mut aufzubringen immer wieder ehrlich über den Tellerrand hinauszublicken, weiterzumachen was einem manchmal unmöglich erscheint, sich nicht festzusetzen im großen Verzweiflungstopf, auf der Suche nach Klarheit zu sein, nach der manchmal sehr schmerzhaften aber dafür umso heilsameren Wahrheit zu streben, erfordert sehr viel Kraft. Und woher diese Kraft nehmen, wenn nicht stehlen? Auch wenn es sich jetzt wieder einmal sehr pathetisch anhört, aber jeder von uns, hat diese Kraft in sich. Wir haben sie einfach im Paket "Mensch sein" mitgeliefert bekommen. Woher ich das weiß? Aus Erfahrung. Es geht immer weiter. Und einem Gefühl, so schlimm und beängstigend es auch sein möchte, Gehör zu verschaffen, ist der Anfang von einem besseren Ende. Denn es kann nur wahre Heilung geben, wenn wir der Krankheit die Motivation der Mutation nehmen. In diesem Sinne wünsche ich jedem der diesen Blogg liest die Kraft er, sie oder es selbst zu sein!