Donnerstag, 25. Dezember 2014

Spuren

Mit jedem Schritt, den du tust, und in jeder Begegnung, die dir geschenkt wird, hinterlässt du Spuren. Ich wünsche dir, dass du Spuren der Freude hinterlässt und des Glücks, Spuren der Hoffnung und der Liebe, Spuren der Gerechtigkeit und des Friedens, und da wo du anderen weh getan hast, Vergebung erfährt. Diese Zeilen stehen in einer Karte, welche ich zu Weihnachten von einem lieben Menschen geschenkt bekommen habe. Diese Zeilen berühren mich sehr. Sie stimmen mich nachdenklich. Vielleicht liegt es daran, dass das Jahr bald zu Ende geht. Wer weiß. Eigentlich halte ich von den "guten Vorstätzen" für das neue Jahr nicht sehr viel. Die letzte Zigarette, welche um 24h ausgedrückt wird, mit dem Vorhaben sich nie wieder eine anzuzünden, um dann spätestens am 05.Januar wieder an einem Glimstengel zu ziehen, scheint mir nicht sehr glaubhaft zu sein. Eigentlich habe ich mir auch nichts für das neue Jahr vorgenommen. Aber jetzt halte ich die Karte mit den oben geschriebenen Zeilen in der Hand. Hinterlassene Spuren. Was habe ich dieses Jahr an Spuren hinterlassen? Waren es nur Spuren der Liebe und des Glücks? Sicher nicht. Leider. Wann hätte ich in einer Begegnung vorsichtiger, und wann großzügiger sein müssen? Wann aufmerksamer? Wann vertrauter? Wann hätte ich schneller aus einer Begegnung aussteigen müssen und wann länger verweilen? Wann habe ich verletzt und vor den Kopf gestoßen? Habe ich es immer gemerkt, wenn das Gegenüber keine Gerechtigkeit von meiner Seite erfahren hat? Nein. Auch das sicher leider nicht immer. Ich habe dieses Jahr viel Trauer, Schmerz und Unwahrheit erfahren. Wann habe ich meinen Teil dazu beigetragen und wann nicht? Habe ich Freundschaften ernst genug genommen? Deren Anliegen an mich. War ich zu sehr mit mir und meinem Leben beschäftigt? War ich zu sehr mit einem "falschen" Gegenüber beschäftigt und habe dadurch die wahre Liebe nicht mehr gesehen? Ja. Das war sicher so in diesem Jahr. Ich habe auf das falsche Pferd gesetzt um im Rennen zu bleiben. Und durch diese ewige Rennerei hatte ich keine Zeit mehr für die anderen Begegnungen. Habe diese nur noch halb wahr genommen und nicht genug gewertschätzt. Wie mich selbst. Sich selbst wertschätzen, heißt auf sich aufzupassen, sich ernst zu nehmen. Auf das eigene Bauchgefühl hören. Wann habe ich Spuren der Unklarheit hinterlassen, weil ich nicht den Mut fand, meinen eigenen Weg weiterzugehen. Was wahrscheinlich geheißen hätte, diesen Weg alleine weiterzugehen. Aber gehen wir unseren Weg denn nicht sowieso immer alleine? Manchmal kreuzen sich Wege, teilweise laufen sie paralell, aber es bin immer ich selbst, die meinen Weg geht. Das kann kein anderer Mensch für mich erledigen. Wie auch ich das für keinen anderen machen kann. Wann habe ich eine schmerzhafte Spur hinterlassen, wo ich nun auf Vergebung hoffen darf. Und wann ist es an mir zu vergeben? Nicht nur dem anderen, besonders mir selbst? Sich selbst vergeben ist, wie ich finde, mit eines der schwersten Aufgaben im Leben. Ich für meinen Teil muss das wirklich lernen. Dieses Jahr gibt es so einiges, was ich mir vergeben sollte. Ich habe nicht genug auf mich Acht gegeben. Ich war mir selbst nicht wertvoll genug. Denn wäre ich es mir gewesen, hätte ich einige Dinge nicht erleben müssen. Aber hätte, wäre, wenn... Es ist wie es ist. Und es wird so kommen, wie es kommen wird. Glück, Hoffnung, Liebe, Gerechtigkeit, Frieden. Alles sehr große Worte, welche bereits im kleinen Rahmen umzusetzen nicht immer so leicht scheint. Glückliche, liebevolle Begegnungen hatte ich viele. Besonders wenn ich mit meinen Freunden beisammen war. Sie haben bei mir viel Frieden hinterlassen. Einen heilsamen Frieden, der jeden Sturm überwinden lässt. Gerade der letzte Sturm hat viel zerstört. Er hat mein Inneres ins Wanken gebracht, die Hoffnung ertränkt und mein Vertrauen in ihrem Grundsatz groß in Frage gestellt. Da scheint die eigene Vergebung ein unereichbares Ziel zu sein. Sich selbst nicht treu gewesen zu sein, ist eine Einsicht, die ich gerne verdrängen würde. Aber das bringt nichts. Die Einsicht ist die Freiheit in der Notwendigkeit. Und notwendig ist die Verarbeitung des Schmerzes und der Trauer, denn sonst haftet sie ewig an einem. Aber war ich mir wirklich selbst nicht treu? Vertrauen dem anderen entgegenzubringen, ist das, was mich mit als Mensch ausmacht. Ich vertraue dem anderen, weil ich nicht davon ausgehe, dass er es unehrlich meint. Ich gehe nicht davon aus, dass mein Gegenüber mich belügt. Daran ist auch nichts auszusetzen, aber wenn das Gefühl dem Kopf immer wieder sagt, dass er sich in einer unwahren Beziehung befindet, er es sich aber immer wieder wegdenkt, wegsieht, dann ist man sich untreu. Dann verrät man das eigene Gefühl. Dann verrät Mann oder Frau sich. So ist das. Leider. Aber wie habe ich diesen Blog gleich nochmal angefangen? Ah ja, die Spuren. Die eigenen und die der anderen. Sich zu vergegenwärtigen, dass Nichts was ich mache, welche Entscheidungen ich treffe oder nicht treffe, ohne zu tragende Konsiquenz bleibt, dass alles was ich säe auch ernte, wenn auch nicht immer sofort, wäre doch ein Anfang für ein neues Jahr, mit glücklichen und liebevollen Begegnungen, welche eine ehrliche Spur hinterlassen.

Montag, 22. Dezember 2014

Hoffnung

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Zeitweilig Leider. In manchen Fällen wäre es sicherlich einfacher der Hoffnung ein kürzeres Leben zu wünschen. Denn wenn keine Hoffnung auf Besserung vorhanden wäre, dann wäre teilweise der eigene Blick klarer für die tatsächliche Situation. Dem Sein, was ist im Moment. Ich erlebe immer wieder (ob an mir oder bei anderen), dass, egal in welchen Situationen oder Verpflechtungen, ob in Liebesbeziehungen, Freundschaften oder beruflichen Miteinander, nicht aus dem tatsächlich, vorhandenen Gefühl heraus gehandelt wird, sondern aus der Hoffnung auf Besserung. Wir bleiben in Situationen,oft unerträglich und belastend sitzen, verweilen stumm, leiden still, stöhnen laut, weil wir hoffnungsvoll am Stuhl kleben bleiben. Die Hoffnung auf Besserung lässt uns oft nicht den Mut finden ungute, belastende Verbindungen zu lösen. Denn wenn ich jetzt aus der Verbindung gehe, wie soll es dann gut werden? Wie soll ich dann liebevoll und heilsam verbunden bleiben? Manchmal ist das nicht möglich. Manchmal richten wir unsere Bedürfnisse an das falsche Gegenüber. Manchmal bringt es nichts zu hoffen. Denn die Hoffnung verklärt ab und zu den Blick.Den Blick auf das Gegenüber, ob es wirklich die richtige Adresse für die eigene Bedürfnisausrichtung ist. Wirklich! Ich bin mit Abstand die Letzte, die nicht täglich ein Loblied der Hoffnung singt. Ich finde es gut, dass die Menschen hoffen, denn das bringt sie auch sehr oft in Bewegung. Aber eben leider nicht immer. Manchmal überfordert die Hoffnung unsere eigenen Fähigkeiten. Manchmal muss man sich auch vor der Hoffnung hüten. Manchmal hoffen wir uns in die Irre. Sich aus einer Verbindung zu lösen, heißt immer der Hoffnung "auf Wiedersehen" sagen. "Ciao, hier gibt es nichts mehr zu hoffen." Diese Geschichte ist vorbei. Für den Moment ist die Hoffnung arbeitslos, muss ins Jobcenter gehen, eine Nummer ziehen und selbst hoffen, dass es wieder was zum hoffen gibt. Vom Arbeitgeber, zum Nehmer, zum Bedürftigen. Shit happens... Aber ist das wirklich so schlimm? Mal eine hoffnungsvolle Pause einzulegen...? Hoffnung ist eine zuversichtliche, innerliche Ausrichtung gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung. Wäre es denn nicht mal sehr entspannend, die zuversichtliche, innerliche Ausrichtung natürlich beibehaltend,aber der Erwartungshaltung, so positiv wie sie auch sein mag, eine Freistunde zu geben? Damit ich im Hier und Jetzt meine Erfahrungen beschaue, verarbeite und von ihnen wirklich lernen kann? Die Hoffnung treibt uns an, das ist natürlich gut, aber manchmal muss ich auch Zeit zum stehen bleiben haben. Was ja jetzt wieder ein Widerspruch zu dem ist, was ich zu Anfang geschrieben habe. Oder? Wann lohnt es sich zu hoffen? Noch vor ein paar Wochen hätte ich mit absoluter Sicherheit : "IMMER !!!" gesagt. Und heute? Jetzt gerade, bin ich mir nicht mehr so ganz einig mit meiner damaligen Meinung. Ab und zu macht das Leben einen Strich durch die Hoffnung. Manchmal muss man einen hoffnungsvollen Gedanken aufgeben. Manchmal bringen uns Wünsche nicht weiter. Manchmal, in den Momenten, wo uns die Realität einholt, gibt es nichts mehr zu hoffen oder zu wünschen. Wenn ich nicht immer mit meinen Gedanken in der hoffnungsvollen Zukunft verweile, ist das doch aber auch eine Chance für die Gegenwart. Den Moment erleben, wie er gerade ist. Ob gut, ob schlecht. Wie auch immer. Aber er ist gerade. Jetzt. In diesem Augenblick. Seit einiger Zeit versuche ich mich immer wieder dabei, im Augenblick zu sein. Bei einem Date, vor ein paar Tagen habe ich fleißig geübt. Ich blickte in die Augen meines Gegenübers und erwartet...Nichts. Ich fühlte den Moment. War präsent im Jetzt. Dieser Abend war der schönste Abend seit langen. Was sicher auch an meinem charmanten Gegenüber lag, aber eben nicht nur. Es war die gegenseitige Aufmerksamkeit auf das was gerade zwischen uns passierte. Ohne "Hoffnung" auf den nächsten Moment, ohne Erwartung auf.... Natürlich ist dieses im Hier und Jetzt sein, um einiges leichter durchzuführen, wenn der Rahmen dazu ein angenehmer ist. Und naürlich klammen wir uns an die Hoffnung, dass alles bald vorbei gehen mag und es besser wird, wenn es im Leben gerade stürmt. Aber gerade die Tiefen im Leben bringen uns weiter. Ich schreibe das aus eigener Erfahrung. Meine erlebten Tiefen haben mich mit zu dem gemacht, was ich bin und was ich sein werde. Die Tiefe bewusst erleben, heißt sich mit Allem auseinanderzusetzen. Die Tiefe bewusst erleben, macht mich stärker, reifer und auch glücklicher. Das ist für den MOment vielleicht nicht sofort zu verstehen, aber es die Konsiquenz aus dem Erlebten. Und jetzt? Was ist gerade? Jetzt gerade sitze ich nach einer erfolgreichen Vorstellung am Computer und schreibe. Es geht mir sehr gut. Egal was die Vergangenheit gebracht und die Zukunft bereiten wird. Es geht mir gut. Sehr gut. Ich bin glücklich darüber, dass ich hier, diesen stillen Moment erlebe. Die Hoffnung hat gerade Pause, weil der Moment für sich spricht.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Susi und das Jagdfieber

"Willst was gelten, mach dich selten!" Diesen Spruch habe ich heute von einer Freundin gehört. Er bezog sich darauf, dass eine Frau für ihren Mann nicht immer verfügbar sein sollte. Wie in bekannten Beziehungsratgebern, Zeitschriften und Frauenmagazinen immer wieder gepredigt wird, möchte sich der Mann als Jäger fühlen und seine Auserwählte, sein Opfer jagen so lange es geht. Dadurch soll das Interesse und Verlangen der männlichen Seite auf die Weiblichkeit erhöht oder wenn nötig, reaktiviert werden. Für mich persönlich hört sich das sehr anstrengend an. Was soll denn diese PSYDO - RAR - MACHEREI bringen ??? Der Jäger jagt das Opfer bis einer von beiden erschöpft zusammenbricht. Und je nach dem wie lange Frau sich rar macht, dauert die Jagd. Na, da kann man sich auf jeden Fall das Fitnesscenter sparen. Wenn Frau sich also rar macht, wie lange sollte das dauern? Und wie genau macht Frau sich rar? Indem sie sagt, dass sie keine Zeit hat, obwohl das nicht stimmt? Indem sie sich den Kalender mit irgendwelchen wahnsinnig wichtigen Termin vollpackt, damit kein Platz für ein Date mehr ist? Das finde ich mehr als merkwürdig, aber unser Geschlecht macht ja bei Zeiten durchaus sehr merkwürdige Dinge um "im Geschäft" zu bleiben. Aber kann es wirklich richtig sein, einen schönen Abend mit dem anderen zu versäumen, nur damit Frau interessant bleibt? Bin ich denn nicht sowieso nicht immer verfügbar, wenn ich mit beiden Beinen im Leben stehe und meinen Weg gehe? Und ganz ehrlich, möchte ich in einer Beziehung oder auch schon innerhalb von dem was zu einer Beziehung führt wirklich ein Opfer sein? Nein. Auf keinen Fall. Ich für meinen Teil verteidige meine Selbstständig- und Unabhängikeit (und manchmal wenn es sein muss, setze ich auch meine Fäuste dafür ein), wo es nur geht. Opfer sein ist nicht mein Ding. Wobei das nicht alle meiner Art so sehen. Leider. Erst neulich saß ich in einer sehr lustigen Frauenrunde. Neben allerlei Nippes kamen natürlich auch immer wieder die Männer auf den Tisch. Also nicht wortwörtlich, obwohl ich gegen einen jungen, schönen, muskulösen Stripper auf dem Tisch nichts einzuwenden gehabt hätte. Aber das wird Thema für einen anderen Block sein. :-) Mir gegenüber saß eine sehr attraktive, intelligente, im Beruf erfolgreiche Mittvierzigerin. Die Frau wirkte so selbstsicher auf mich, dass ich, was sie später von sich gab, erst garnicht glauben konnte. "Also ich lebe seit einigen Jahren mit einem Mann in einer Beziehung. Obwohl ich eigentlich nicht sicher bin, ob es nun wirklich eine Beziehung ist." Die Freundin neben ihr warf darauf (schon leicht beschwippst) ein "Na, wenns ne Affäre ist, dann hoffentlich mit nem Jüngeren!" Alle lachten, bis auf die Frau mir gegenüber. "Nein eine Affäre ist es nicht. Denn eine Affäre würde sich ja durch den gemeinsamen Sex auszeichnen und der ist bei uns nicht so wichtig. Uns verbindet eine tiefe Freundschaft." Auf einen Schlag wurde es ganz still am Tisch. Es lag nicht daran was sie sagte, sondern wie sie es sagte. Diese Frau, ich nenne sie jetzt einfach mal Susi berichtete, dass sie mit einem Mann seit mehren Jahren zusammen sei. Man sehe sich hauptsächlich an den Wochenenden, da er unter der Woche zuviel STress hätte. Was sie natürlich verstehe, als berufstätige Frau schätze sie ja auch ihr Privatleben unter der Woche (welches, wie sie nach ein paar Gläsern Wein später erklärte, neben einkaufen, Yoga, Theater etc. daraus bestand, auf seine Anrufe zu warten.) Mal könne er ihre Anwesenheit besser ertragen, mal schlechter. Er habe da halt so ein Näheproblem, was vielleicht mit seiner KIndheit was zu tun habe. Sie möchte ihn natürlich auf keinen Fall unter Druck setzen, würde sich aber nach immerhin vier Jahren des Zusammenseins wünschen, dass Mann ich mal über den nächsten Schritt, was heissen soll, ein gemeinsames Heim, Gedanken macht. Aber jedes Mal wenn sie damit anfängt würde er sich eingeengt und in die Ecke gedrängt fühlen. Klar als kleiner Stubenhocker möchte man(n) nicht aus seiner Ecke raus, fährt es mir spontan durch den Kopf, halte mich aber dezent zurück, denn das hier ist nicht meine Geschichte, sondern Susis. Sicher gab es auch bereits die eine oder andere Trennung, die eine oder andere "frische Brise", die er benötigte um sein leeres Inneres zu füllen, aber er kam jedes Mal zurück. Mal dauerte es länger, mal kürzer. Auf die Frage warum Susi das alles so lange mitmache, sagte sie (und ich muss gestehen, ich hatte Angst vor der Antwort, weil ich wusste was jetzt kommen würde)"Weil ich ihn liebe." Alle Fraun am Tisch (mit mir 8) sahen Susi fassungslos an. Ich glaube es hat sich auch jede das Gleiche gedacht. Kann es wirklich sein, dass Liebe so blind macht? Kann es sein, dass eine so intelligente Frau wie Susi nicht merkt was hier gespielt wird? Ist Susis Angst vorm alleine sein tatsächlich so groß, dass sie sich mit einer derartigen Zecke einlässt? Ich benutze das Wort Zecke hier ganz bewusst. Menschliche Zecken, sind Seelenräuber, sie saugen ihr Gegenüber solange aus, bis nichts mehr da ist. Dann werfen sie es weg wie eine heiße Kartoffel, nicht ohne ihnen davor noch das Gefühl der Unzulänglichkeit zu geben, und suchen sich ihr nächstes Opfer. Ok, wir haben uns sicher alle schon mal zum Liebestrottel gemacht. Wir haben uns sicher alle schon mal an der Liebeswand den Kopf angehauen, aber so? Ich merke wie die Wut in mir hochsteigt. Wie kann sich eine von meinem Geschlecht nur "wissentlich" so behandelt lassen? Wie kann sie ihre Zeit (vier Jahre!) mit so einem beziehungsgestörten, untreuen und unehrlichen Trottel verbringen? Mein Gott, soviel Geld kann der doch sicher nicht haben um sich da rauszukaufen? (bei diesem Gedanken ist mein Pragmatismus gerade durchgeschlagen, sorry.) Susi berichtete weiter: "Ich bin natürlich regelmäßig bei meiner Therapeutin um meinen Teil der Beziehung auf die Reihe zu bekommen, was heißen soll, ich möchte an den Eigenschaften arbeiten mit denen mein Partner nicht zurecht kommt. Meine Eifersucht, mein Verlangen nach mehr, an meiner Traurigkeit." Betroffenes Nicken der Anwesenden. Der eine oder andere Zuspruch und dann von meiner Nachbarin die Frage, welche sich wohl am Tisch keine fragen traute: "Macht er denn eigentlich auch eine Therapie, oder nur Du?" Und nun Susis Antwort. Ganz ehrlich, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre, ich würde es nicht glauben. "Nein, er braucht das nicht. Bei ihm ist ja alles in Ordnung. Natürlich hat er ein Näheproblem, was aber nur so stark ist, weil ich ihn so bedränge." Ich merke wie mir die Galle aufsteigt, und bevor mir der Arsch platzt (verzeihung für diesen Ausdruck, aber hier ist er mehr als richtig am Platz), stehe ich auf und gehe erst mal eine rauchen. Wow! Was ist da wohl falsch gelaufen? Was muss mit einer Frau wie Susi passiert sein, dass sie sich derart erniedrigt und es anscheinend noch nicht mal merkt. Wobei ich schon glaube, dass sie es merkt, sonst wäre sie nicht immer so traurig. Aber wahr will sie es nicht haben. Denn das hätte eine Veränderung zur KOnsiquenz. Und davor hat sie Angst. Angst davor als Mittvierzigerin ohne Mann dazustehen. Als ich vom rauchen zurück komme, ist die attraktive, schöne Mittvierzigerin Susi weg. Er hatte ihr eine Sms geschrieben, dass er sie gerne sehen möchte. Und Susi sprang auf, zahlte und ging. Seit diesen Abend muss ich immer wieder an Susi denken. Ihre Geschichte hat mich sehr wütend gemacht. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Denn bei aller gelebter und gewollter Unabhängikeit war auch ich in meinem Leben öfter blind als es mir lieb ist. Nicht in dieser Größenordnung aber trotzdem ich war blind für mein vermeintlich ehrliches Gegenüber. Blind was die kleinen trügerischen Details betrifft. Nicht schnell hartnäckig genug was die Wahrheit angeht. Ob nun in Freundschaften oder Liebesbeziehungen. Eine "Susi" steckt wohl in jeder von uns. Fragt sich nur wieviel Raum wir ihr geben. Fragt sich nur wie gut wir auf sie aufpassen. Wie gut wir auf uns selbst aufpassen. Natürlich ist niemand vor einem unehrlichen Gegenüber geschützt. Aber bei allem Vertrauen, welches wir dem anderen geben, ist das Vertrauen in uns selbst, tausendmal wichtiger. Und so groß das Jagdfieber auch sein mag, ist es doch immer gut zu wissen, dass ich es selbst in der Hand habe, ob ich Opfer bin oder nicht.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Wahrheit liegt in der Luft

Sag ich´s oder sag ich´s nicht.
Mach ich´s oder mach ich´s nicht.

Zu sagen, was gerade ist, wirklich ist. Nicht das drum herum, nicht die Ausreden, die Wege, die man um die klare Wahrheit spinnt.

Tatsachen. Fakten.

Das Aus- und Ansprechen ist oftmals ein schwieriges Unterfangen. Konflikte dort lösen wo sie tatsächlich statt finden.

Mein Gott wer macht denn sowas?

Wären wir öfter ehrlich an Ort und Stelle, dann gäbe es weniger Kriege auf dieser WElt,weniger Leid, weniger Zwietracht, Missverständnisse, Hass.
Davon bin ich überzeugt.
Aber warum ist es so schwierig seine Unklarheiten, seine Konflikte im direkten Kontakt mit der oder den betreffenden Personen zu klären? Sich mit dem auseinander zu setzen was ist. Warum erscheint uns oft der "Umweg" als Ausweg?
Die Reise um den heißen Brei herum bringt keinen ans Ziel. Im Gegenteil sie verwirrt und ermüdet. Macht traurig und verbittert. Vor ein paar Tagen half ich meiner Tochter bei ihrem Referat über Jeanne d´Arc. Eine stolze und mutige Frau. Eine Kämpferin aus Überzeugung und Leidenschaft. Betrachtet man ihr Leben im Genaueren, wirft es doch die eine oder andere Frage auf. War sie wirklich immer ehrlich? War sie wirklich von Gott gesandt? Tat sie alles was sie machte wirklich aus einer inneren, festen Überzeugung heraus? Oder war am Ende das Netz der Lüge so dicht gesponnen, dass sie nicht mehr heraus kam und somit immer weiter lügen musste? Kam die Blase, in der sie lebte erst auf dem Scheiterhaufen zum platzen oder hat sie die Blase erst auf den Scheiterhaufen gebracht? Jeanne d´Arcs Kritiker heißen sie eine persönlichkeitsgestörte Narzisstin. Die so von ihrer inneren Leere getrieben wurde, dass sie sich Heiligenerscheinungen anglaubte, mit denen sie die Anerkennung und die Liebe ihres Königs erklaute. Die Wahrheit wird wohl in Jennys Fall nicht mehr ans Licht kommen. Aber wenn wir uns einmal von Jeanne d´Arc wegbewegen und in unsere Zeit hineinblicken, wann bedienen wir uns selbst der Lüge um besser da zu stehen, anerkannt oder gar geliebt zu werden? Wann lohnt es sich ehrlich zu sein? Diese Frage dürfte eigentlich nie gestellt werden, wird sie aber immer wieder. Leider. Ich nehme mich da nicht aus. Eine kleine Lüge macht das Leben oft viel leichter. Wir umgehen damit oft Unannehmlichkeiten. Wir verletzen nicht sofort. Welche Mutter würde ihrem Kind, welches unbedingt Sänger werden möchte, schon sagen dass das Talent nicht über die Miniplaybackshow hinausreicht. Welche Frau würde ihrer besten Freundin gerne ins Gesicht sagen, dass sie für das Lieblingskleid einfach zu fett ist? Und welcher ältere Mann würde einer jungen, attraktiven Frau mit der er gerne eine Affäre hätte, schon sagen, dass er seit drei Jahren in einer festen Beziehung lebt? Am Anfang ist das Lügen immer leicht. Oft glauben wir an das, was wir gerade sagen. Erhalten die Lügenblase so lange aufrecht bis sie platzt. Manchmal im Stillen (wenn wir GLück haben) und manchmal mit einem lauten, seelenbetäubenden Knall. Gerade in letzter Zeit beschäftige ich mich immer wieder mit der Lüge. Was haben wir Menschen vom Unehrlichsein? Was treibt uns an, dem anderen und teilweise auch uns selbst was vorzumachen? Warum betrügen und belügen wir? Denn kommt die Wahrheit auf den Tisch ist sie für alle Beteiligten schmerzhaft. Dem Belogenen wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Und der Lügner...? Was ist mit dem? Sicher kommt es auf den Schweregrad der Lüge an, wie der Lügner sich fühlt. ABer eins ist klar, ob große oder kleine Unwahrheit, er oder sie muss damit leben. Und das ist nicht immer leicht. Auch das habe ich am eigenen Leib durchaus schon das eine oder andere Mal erfahren. Der eigene Blick in den Spiegel erinnert einen immer an die Lüge! Grob eingeteilt gibt es zwei Sorten von Lügnern oder Lügnerinnen. Die einen bereuen aufrichtig. Erkennen ihre Schuld und leisten Abbitte. Die anderen lügen weiter. Pumpen noch mehr vergiftete Luft in ihre Blase, werten den Belogenen so gut es geht ab, um sich die eigene Fehlleistung nicht zu gestehen zu müssen. Ob nun Lügner Nummer eins oder Lügner Nummer zwei, eines haben sie gemeinsam. Sie wollen das Geschehene vergessen, nicht existent machen. Aber leider funktioniert das weder im einen, noch im anderen Fall. Die Lüge ist absolut. Wie es auch die Wahrheit ist. Leider vergessen wir das immer wieder. ALso nochmal. Wann lohnt es sich ehrlich zu sein. Immer. Denn auch die grobste Wahrheit wird niemals so schmerzhaft sein wie die sanfteste Lüge. Warum? Weil ich, indem ich die Wahrheit sage, so schlimm oder scherzhaft diese auch sein mag, meinem Gegenüber den Respekt der Aufrichtigkeit entgegenbringe. Und darum geht es doch, mein Gegenüber so zu behandelt, wie ich es mir von ihm wünsche. Und wer von uns möchte schon gerne belogen werden?