Samstag, 30. August 2014

Sinnliche Lässigkeit

Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen wenn ich alleine unterwegs bin ist es, andere Menschen zu beobachten. Besonders Paare haben es meinem Interesse sehr angetan. (Wobei es hier besonders wichtig ist, diskret vorzugehen, da die Paarfrau oft mit Argusaugen ihren Paarmann vor etweiligen Interessensbekundungen von außen zu beschützen sucht.) Nun gut. Wo war ich stehen geblieben? Ja. Bei den Paaren und deren Verhalten in der Öffentlichkeit. Verschmust, distanziert, lässig, grob, liebevoll, die komplette Palette wird aufgefahren. Gerade sitze ich in einer sehr coolen Strandbar und beobachte wieder. Meine Aufmerksamkeit beschäftigt sich gerade mit einem älteren Paar. Beide bestimmt Anfang, Mitte siebzig. Sie klein, zierlich mit lebendigen blauen Augen. Er groß, muskulös (was für sein alter erstaunlich ist), tiefe braune Augen. Die beide sind ein sehr attraktives Paar, was nicht an ihrer braun gebrannten Haut liegt, viel mehr an dem Miteinander was sie ausstrahlen. Die beiden sind ein Team ohne dabei "siamesisch" zu wirken. Sie sitzen einander gegenüber, unterhalten und berühren sich mit einer sinnlichen Lässigkeit, wie ich sie wirklich noch nie erlebt habe. Am liebsten würde ich rüber gehen und fragen was deren Geheimnis ist. Die würden mich wahrscheinlich für komplett durchgeknallt halten. Eine deutsche Touristin, die bei 35 Grad mit Schal rum rennt, verschwitzt ihren Notizblock zückt und Fragen nach deren lässigen Sinnlichkeit stellt. (ich weiß ja nicht mal was lässige Sinnlichkeit auf Englisch heißt.) Nun gut. Muss ich mir die Frage selber beantworten. Das versuche ich schon eine ganze Weile. Wie schaffen es Paare glücklich zu sein und zu bleiben? Wie schaffen es Mann und Frau integer einen Bund einzugehen der hält ohne sich dabei zu erdrücken? Ich habe natürlich die eine oder andere Beziehungserfahrung bereits selbst gesammelt, bin aber zum Teil nicht wirklich stolz auf meine "Beziehungsvita". Ehrlich habe ich es immer gemeint. Von Herzen. Mit jedem. Aber was habe ich daraus gemacht? Bin ich wirklich von Anfang an mit Achtung vor meinem Gegenüber auf mein Gegenüber zugegangen? Diese Frage hat mich meine Therapeuten bei unserer letzten Sitzung gefragt. (unglaublich, da zahle ich nen Haufen Geld um mich sowas fragen zu lassen). Leider hat sie mit der Frage ins Schwarze getroffen. Sie hat mich am Nerv des „Gegenüber seins“ getroffen, die blöde Kuh. Nicht nur einmal (auch kürzlich erst wieder) habe ich zu hören bekommen, ich würde auf mein männliches Gegenüber herabblicken. ALs ob ich nicht glauben könnte, dass er ein ehrliches, vertrauensvolles und starkes Selbst ist. Die meisten haben sich auch als sehr schwach entpuppt. Aber lag es nun daran, dass sie es wirklich waren oder ich ihnen gar keine Möglichkeit gegeben habe stark zu sein? Mit einer Frau zusammen zu sein, die alles oder zumindest sehr viel mit sich selbst ausmacht, deren Freundinnen das vorrangige Ansehen genießen, und die höchstens zum Bildaufhängen einen Mann benötigt, ist es sicherlich nicht so wahnsinnig einfach den starken Macker raushängen zulassen. Wobei irgendetwas „raushängen“ zu lassen ja auch schon wieder falsch wäre. Ich wurde gefragt welches männliche Attribut ich beachtlich finde? Im positiven Sinn. Ich musste wirklich lange überlegen. Das hat mich sehr überrascht und nachdenklich gestimmt. Wie kann ich denn von meinem Gegenüber Respekt, Liebe, Wahrheit, Klarheit und Vertrauen erwarten wenn ich ihn nicht achte? Wenn ich meine Freundinnen frage, was sie erwarten wenn sie einen Mann kennenlernen, dann sagen die meisten, sie erwarten das beste. Das ist die Basis. Der Anfang. Vertrauen. Vertrauen in etwas oder jemand Gutes. Ja sag einmal wann ist mir das denn abhanden gekommen? Hab ich die Achtung irgendwo liegen gelassen? Ach herrje. Und wenn dem so ist, wie finde ich sie wieder??? (sorry ich weiß ich klinge gerade leicht hysterisch). Könnte es sein, dass ich lässige Sinnlichkeit verspüren kann, wenn ich weiß, dass ich ohne den anderen könnte, aber nicht möchte? Ist meine Achtung vor dem anderen von Anfang an so klein, weil ich nicht in Versuchung geraten möchte, ihm voll und ganz zu vertrauen? Oder suche ich mir von Beginn an ein Gegenüber, dass meiner Stärke gar nicht Standhalten kann? Denn stark bin ich. Das weiß ich. Das sind die meisten Frauen, die früh gelernt haben, dass auf den Spatz in der Hand mehr Verlass ist, als auf die Taube auf dem Dach. Aber insgeheim möchten wir doch so gerne einmal die Taube sein. Sich zurücklehnen und den anderen „machen“ lassen. Ihm einfach mal folgen ohne die Zügel selbst in der Hand zu haben. Aber wie könnte mir das gelingen ohne gleich in eine Sinneskrise zu stürzen? Ich könnte ja mal von meinem hohen Ross runtersteigen und schauen wie es sich ebenbürtig so lebt. Ich könnte meinem GEgenüber ja einfach nur mal zuhören und ihm vertrauen, dass er alles richtig und gut machen wird. Ohne böse Absicht. Ja, ich glaube das ist eine gute Idee. Dass ältere Paar mir gegenüber in der STrandbar wirkt sehr ebenbürtig. Sehr klar mit sich selbst und dem anderen. Extrem unhysterisch! Vielleicht ist das ihr Geheimnis. Dass sich die Frage des „Zügelhaltens“ gar nicht stellt. Gemeinsam reiten sie hinaus in die Prärie, jeder hat die Zügel in der Hand und gemeinsam folgen sie dem anderen.

Mittwoch, 27. August 2014

...aus dem Paradies

Wenn dich die Liebe ruft, so folge ihr, auch wenn ihre Wege schwer und steil sind. Und wenn ihre Flügel dich umfassen, gib ihr nach, auch wenn das Schwert in ihrem Gefieder versteckt dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube ihr, auch wenn ihre Stimme deine Träume zerstört, wie der Nordwind den Garten verwüstet. So wie die Liebe dich krönt, so kann sie dich auch kreuzigen. So wie sie den Wachstum begünstigt, so ist sie auch für dein Beschneiden. So wie die Liebe emporsteigt in deine Höhe und deine zartesten Äste liebkost, die in der Sonne zittern, so wird sie hinabsteigen in deine Wurzeln und sie erschüttern, während sie die Erde festhalten. -Aus: Der Prophet von Khalil Gibran Dem ist nichts mehr zu zufügen.

Sonntag, 10. August 2014

Liebe

Dieser Blog sei der Liebe gewidmet. Von Wikipedia wird sie folgend erklärt: Liebe ist im Allgemeinen die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung und Wertschätzung, die ein Mensch einem anderen entgegenzubringen in der Lage ist. Der Erwiderung bedarf sie nicht. Einfach und auf den Punkt gebracht. Bei näherer Betrachtung treten aber Fragen in mir auf. Wie ist das zum Beispiel mit der Erwiderung. Bedarf es sie wirklich nicht vom Geliebten? Lieben wir denn nicht alle um geliebt zu werden? Ich finde das wäre großartig, einfach nur zu lieben um der Liebe willen. Es würde vieles erleichtern. Es gäbe keine Erwartungen und keinen Schmerz wenn diese nicht erfüllt werden. Wenn ich einen Menschen einfach nur liebe um der Liebe wegen, er aber nicht in der Lage ist mir diese zurück zu geben, weil er es einfach nicht kann, wäre ich dann enttäuscht oder verletzt? Wahrscheinlich nicht. Aber ist das wirklich in die Tat umzusetzen? Hat nicht schon der gute, alte Wilhelm Busch geschrieben "...das Schönste ist auf Erden, lieben und geliebt zu werden..." Natürlich hat er nicht geschrieben dass es sich hier um ein und dieselbe Person handelt. Aber ist an das Lieben einer Person nicht auch der Wunsch geknüpft, dass diese die Liebe erwidert? Eine Mutter liebt ihr Kind. Und das Kind liebt die Mutter. Da bedarf es keiner Nachfrage. Das hat die Natur so eingerichtet und es müsste wirklich Schreckliches geschehen um dieses Gefühlt zu töten. Ach um Gottes willen, ich wollte doch einen schönen, harmonischen Blog über die Liebe schreiben und nun bin ich beim Tot gelandet. Aber so ist es nun mal. Sobald das Wort Liebe ausgesprochen wird, gibt es nicht allzu viele Menschen, die sich einfach nur freudestrahlend ans Herz fassen und glücklich sind. Warum eigentlich? Was ist an der Liebe dran, dass sie uns so ängstigt? Vielleicht, weil Liebe zu oft mit Abhängikeit verwechselt wird? Vielleicht, weil es nicht immer einfach ist das Gefühl der Liebe auszuhalten? Weil sie doch nicht immer nur schön ist? Vielleicht, weil wir immer wieder vergessen, dass Liebe, wie oben beschrieben, mit Wertschätzung zu tun hat? Warum sind so viele vermeintlich liebende Paare so grausam im Umgang mit dem anderen? Wohl nicht nur im Umgang mit dem anderen, wahrscheinlich auch mit sich selbst. Vor ein paar Tagen meinte eine Freundin zu mir, dass sie Kopf und Kragen riskiert, weil sie ihren Freund liebt. So sehr liebt. Was haben wir Menschen eigentlich aus der Liebe gemacht? In welchem dunklen Keller haben wir sie gesperrt? Und warum? Wieder ein warum und wieder die gleiche Antwort. Die Liebe steckt im Keller unserer eigenen bewussten oder unbewussten Ängste. Wenn ich liebe bedeutet das, dass ich mich öffne und das bedeutet, dass ich Nähe zu lasse und das wiederum setzt vorraus, dass ich als Person, so integer bin, diese Nähe nicht zur Abhängikeit werden zu lassen. Wow was für ein Satz. Wenn ich nicht fest genug in mir selber verankert bin, dann kann mir die Nähe zu einem anderen Menschen zu viel werden, dann bekomme ich Angst, dass diese Nähe mich auffrisst, dass der andere mich komplett vereinnahmt. Dann schwimme ich hilflos im Strudel der Liebe und sehe kein Land mehr. Wäre das die Erklärung dafür, warum immer weniger Menschen tiefe Verbindungen eingehen? Weil sie dann nicht mehr sie selbst sein können? Ja das könnte sein. Ist das mit ein Grund weshalb bei der Liebe zuviel Schmerz entsteht? Weil wir aufhören uns selbst zu lieben wenn wir einen anderen lieben? Ich war letzte Woche mit einem guten Freund beim essen. Vor zwei Jahen ist seine Beziehung in die Brüche gegangen. Seit dem ist er auf sämtlichen Singelbörsen vertreten, trifft sich permanent mit Frauen, beteuert aber immer wieder, dass er sich auf keinen Fall mehr verlieben möchte und eine feste Bindung schon garnicht mehr eingeht. Er empfand die Liebe zu seiner ehemaligen Partnerin als unsagbar einengend und zerstörerisch für seine eigene Weiterentwicklung. Das Versagen des Ganzem lag bei ihr. Mir fällt da die Geschichte vom Fuchs und den Trauben ein. Der Fuchs, der unbedingt die Tauben haben möchte, welche an einem Baum hängen. Der Fuchs springt ein, zwei, dreimal um die Trauben zu bekommen. Leider gelingt es ihm nicht. Was blöd und frustrierend für ihn ist. Natürlich. Aber anstatt dass der Fuchs sich einfach eingesteht, dass er nicht hoch genug springen kann, sagt er sich, dass er dieses vergammelte Trockengemüse eh nicht haben möchte. Die perfekte Abwertung für das Gegenüber und der "springende Fuchs" ist fein raus. Was genau hat jetzt dieser Blog noch mit der Liebe zu tun? Ja, ich weiß die Angst vor ihr lässt uns oft ungerecht und gemein werden. Wäre die Liebe eine Person des öffentlichen Rechts würde ich für diesen Blog wahrscheinlich gekreuzigt werden. Und zu Recht wie ich finde, denn er hat nicht viel mit dem wahren Gefühl der Liebe zu tun. Die Liebe ist gut, sie ist (und da gebe ich Wikipedia recht) die stärkste Zuneigung und Wertschätzung, die ich einem anderen Menschen entgegen bringen kann. Die Liebe kann uns zu einem besseren, vollkommeneren Menschen machen. Sie kann es nicht nur, sie macht es! Abhänig machen wir uns immer selber, nicht der andere. In der Liebe gibt es keine Schuld. Warum suchen wir dann aber immer nach einem Schuldigen? Meistens im anderen, die etwas Klareren unter uns suchen auch machmal die Schuld in sich. Aber trotzdem schuldig muss immer einer sein. Warum hören wir nicht einfach auf damit? Die Angst vor diesem Großen Gefühl haben wir alle. Und das ist ok. Ok ist nicht, was wir oft daraus machen. Ehrlich der eigenen Angst entgegen treten, zu ihr zu stehen, sie anzunehmen als einen alten Freund, der ein Bett für die Nacht braucht. Sich mit ihr auseinander zu setzen und zu begreifen, dass sie nichts mit der Liebe zu tun hat. Und zu begreifen, dass das Herz öffnen nicht zwangsläufig Schläge und Schmerzen einstecken bedeutet. Wäre das nicht ein Anfang diesem großen Gefühl und somit uns eine ehrliche Chance zu geben?