Donnerstag, 28. Oktober 2010

Krieg und Frieden

Gehe hin in Frieden...

Hört sich schön an. Was aber wenn der Frieden nicht echt ist und der Unfrieden nicht unecht wäre? Was wenn der Frieden hinkt? Was wenn ich nicht im Frieden gehen kann, weil der Krieg noch nicht durchwandert ist?
Ein sehr weiser Mann meinte einmal, dass der unehrlichste Frieden immer noch besser sei als ein ehrlicher Krieg.
Damit hat er sicher recht, wenn er mit "Krieg" Zerstörung, Hunger, Tod und andere grausame Taten meint. Was ist aber mit dem "Krieg" oder etwas kleiner geschrieben, dem "Unfrieden" im Alltag, im täglichen Leben? Wann lohnt es sich wirklich friedlich zu schweigen?
Gerade in diesen Tagen kreisen meine Gedanken immer wieder um meinen verschlossenen Mund. Situationen explodieren wenn man ihnen im Vorfeld zu wenig Klarheit, Ehrlichkeit geschenkt hat. Aber wenn das nur immer so einfach wäre mit der Ehrlichkeit.
Ehrlich ist es jemanden, den man mag, nicht weh tun zu wollen. Das ist eine ehrliche Einstellung zu diesem Menschen. Wenn nun aber die eigene Realität nicht mit der Vorstellung des anderen übereinstimmt.... Ja, was dann?
Dann ist man(n)/frau/ich/wir/alle echt gefordert.
Gefordert was es den eigenen, inneren Konflikt auzuhalten heißt. Gefordert wenn es darum geht die richtige Entscheidung zu treffen. Sage ich die Wahrheit, bin ich ehrlich zu mir, zu dem anderen ABER! es ist sehr leicht möglich, dass der andere verletzt ist oder womöglich sogar verärgert oder auch stinksauer.

Ist mir das die Wahrheit wert? Wo möglich dadurch den anderen zu verlieren?

Ehrlich seine Meinung sagen wenn es darum geht welches T-Shirt schöner ist, sollte kein Problem sein. Aber ehrlich seine Meinung sagen wenn es um den Inhalt der Freudschaft geht, wenn es um existentielle Dinge wie die eigenen Bedürfnisse und Gefühle geht? Da hat die klare Meinungsäußerung schon gleich ein viel unbequemeres Gewand an.
Das mit der Bequemlichkeit ist auch so eine Sache. Sich "auseinander setzen" ist je nach Schwere, oft sehr anstrengend. Es erfordert viel Kraft und Zeit. Viel innere Mitte. Und es erfordert vor allen Dingen viel Mut.

Jetzt ist es raus. Das Ding mit dem Mut.

Soll ich mutig mein Schwert zum Kampf ziehen und brüllend in die Schlacht mich stürzen? Oder bleib ich einfach sitzen, schau ein bisschen in die Sonne und lass den Mut mit sich selbst spielen? Eine sehr gute Frage. Wann lohnt es sich mutig zu sein?

Immer.

Wenn Mut heißt zu sich und den eigenen Bedürfnissen zu stehen. Wenn Mut heißt auf sein Herz zu hören. Es zu beschützen. Das eigene Herz ist das innere Kind und der Mut ist die Mutter. Welche Mutter würde sein Kind nicht beschützen? Es liebevoll umarmen und es für die Außenwelt stark machen.
Der Weg der Klarheit ist immer der beste Weg, wenn auch bei Zeiten sehr anstrengend. Die Steine, die da heran gerollt kommen, sind nicht immer die der anderen. Sehr oft die eigenen. Blöd. Ist aber so. Bei mir auf jeden Fall.
Die eigenen Unzulänglichkeiten, mit denen es sich auseinander zu setzten gilt ohne sich dabei fertig zu machen.

Das ist mutig. Das Hinschauen.

Ich laufe vor einem Hund weg, der genau so schnell ist wie ich selbst. Ich laufe und laufe und kann ihm nicht entkommen. Wie auch? Er ist genau so schnell wie ich.
Wie lange meine ich das durch halten zu können?

Jetzt ist es nun so, dass ich durchaus eine Frau im besten Alter bin, aber bei aller Liebe nicht mehr blutjung.
Ich für meinen Teil bleibe stehen. Und schaue mir den Hund an. Wenn der Hund sich zu mir setzt spreche ich mit ihm und dann ...

... dann gehe ich in Frieden.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Wo?

Ich hätte Dich so dringend gebraucht.
Immer und immer wieder. Ich stand da und hab mich umgeschaut. Nach dir geschaut. Aber gefunden hab ich Dich nicht. Also nicht immer. Eigentlich sehr selten. Du warst schon da, aber gesehen hab ich dich nicht. Vielleicht hast dich auch unsichtbar gemacht. Vielleicht war dir alles zuviel. Vielleicht warst überfordert mit allem. Besonders mit dir selbst. Das kann schon sein. Das hat mir aber nix gebracht, weil gebraucht hätt ich dich trotzdem. So sehr. Für Dich gibt es keinen Ersatz. Habs probiert mir einen zu suchen, schon öfter, aber geklappt hat es nie. Wie auch? Dein Platz ist besetzt. Eigentlich mit Dir. Aber trotzdem ist er leer. Schade. Sehr schade. Willst du ihn nicht haben, deinen Platz? Siehst du ihn nicht? Oder was ist los mit dir? Was war los mit dir?
Ich hab den Stuhl immer frei gehalten. Erst in letzer Zeit andere drauf gesetzt, die aber nie gepasst haben. Es ist dein Stuhl. Dein Platz.

Mein linker, linker Platz ist leer, da wünsch ich mir DICH her.

Blöd nur wenn du nicht kommst. Eingeladen hab ich dich schon oft. Früher. In letzter Zeit? Nein. Da nicht mehr. Da wollt ich über den Verlust nicht mehr traurig sein. Ich wollt ihn nicht mehr spüren und aushalten müssen. Wollt alles wegschieben. Aber das geht nicht. Das Wegschieben. Man schiebt und schiebt und am Ende stehst Du doch wieder da. Ungelöst und unklar.

Nach dir zu greifen, heißt meistens ins Leere fassen. Meistens. Nicht immer. Die wenigen Male, die du wirklich da warst, waren die Erfüllungen meines Lebens. Ein so ersehntes Heimkommen. Aber angekommen, schon wieder aus dem warmen Nest gestoßen. Hast keinen Platz gehabt. Weder für mich, noch für dich. Noch für den Rest der Welt.

Das Loch ist so groß. Ich hab immer wieder versucht es zu stopfen. Aber mit was? Ich hab soviel geweint. Aber auch das ist ein Faß ohne Boden.
Es heißt die Sehnsucht aushalten und sich damit abfinden, was ist.
So vieles war immer unklar. Wie im Nebel gehüllt. Du hast das nie böse gemeint. Das weiß ich ganz sicher. Hast immer versucht alles für mich zu tun. Dein Gedanke galt ganz oft mir. Und deine Liebe für mich ist grenzenlos. Auch das weiß ich ganz sicher.
Nur leider bist du so verdammt schwach wenn es darum geht für deine Liebsten ein zustehen. Sie zu beschützen. Klar. Du kannst dich selbst ja auch nicht beschützen. Du kannst mich nicht lieben so wie ich bin, weil du mich gar nicht sehen kannst, so wie ich bin, weil du dich gar nicht sehen kannst, so wie du bist und dich deshalb auch nicht lieben kannst so wie du bist.

Das weiß ich inzwischen auch.

Wenn man immer versucht es jedem recht zu machen, verliert man am Ende alles.
Du hast viel verloren. Sehr viel.

Ich wünsch mir dich so sehr. Ein Wunsch der aber nicht in Erfüllung gehen wird. Und auch nicht gehen kann. Denn du wirst nie meiner Vorstellung von dem was ich mir wünsche entsprechen. Was ich bräuchte? Ja. Vielleicht.
Vielleicht bräucht ich dich anderes. Vielleicht wär ich dann anders. Aber es ist sinnlos sich darüber Gedanken zu machen.

Ich bin wer ich bin - und das ist auch gut so. (Danke Herr Wowereit)